Schule: Raum für gelebte Demokratie

Gleich zu Beginn des neuen Schuljahrs werden in den meisten Schulen die Klassen- und Jahrgangsstufensprecher gewählt. Diese haben die Aufgabe, ihre Mitschüler gegenüber den Lehrern und auch den anderen Jahrgangsstufen zu vertreten und sollen dafür sorgen, dass die Wünsche der Schülerinnen und Schüler im Schulleben im Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigt werden.

Um auch über die Jahrgangsstufe hinausgehende Aktionen möglich zu machen und Themen zu besprechen, die die ganze Schule betreffen, treffen sich die Klassensprecher regelmäßig zur Schülerrats- oder SV-Sitzung. Bei dieser wird in den meisten Schulen der Schülersprecher gewählt und das inhaltliche Programm für das neue Schuljahr bestimmt. Je nach Bundesland besteht aber auch die Möglichkeit, den Schülersprecher und seine Vertreter von allen Schülern in einer Vollversammlung wählen zu lassen.

Da Bildung in Deutschland Sache der Länder ist, basiert die Schülermitwirkung je nach Bundesland auf unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen. Wer sich in der Schule engagieren möchte, kann sich bei der jeweils zuständigen Landesschülervertretung informieren, welche Rechte und Pflichten die Arbeit bei der SV mit sich bringt. Wer Interesse hat, sich über die eigene Schule hinaus zu engagieren, kann je nach Region bei der Stadt-, Kreis- oder Landesschülervertretung aktiv werden und andere SVen bei ihrer Arbeit unterstützen.

Erfolgreiche Projekte

SV-Seminare: Mit Unterstützung von Land, Kommune, Stiftungen und Bildungswerken führen viele Schülervertretungen regelmäßig SV-Seminare durch. Dabei geht es nicht nur um das Kennenlernen und um Spaß, sondern auch um die Vermittlung praktischer Kompetenz und die inhaltliche Planung der eigenen Arbeit. Mit geringem Zeit- und Geldeinsatz kommt man so ein gutes Stück voran.

SV-Mentorenprogramm: Heute schon an morgen denken. Damit auch die nächsten Schülergenerationen sich engagiert und motiviert für die Mitgestaltung ihrer Schule einsetzen, ist es wichtig diese einzubinden und ihnen früh zu zeigen, dass SV-Arbeit wichtig und erfolgreich ist. An vielen Schulen übernehmen ältere Schüler als Mentoren die Verantwortung für andere Klassen und zeigen so ganz deutlich, welchen Wert die SV-Arbeit im Alltag hat. Möglich ist das auch im Rahmen der in vielen Bundesländern im während der Unterrichtszeit möglichen SV-Stunde.

Vermittlung und Mediation: Wenn viele Menschen zusammenkommen, dann sind Missverständnisse und Streit an der Tagesordnung. Eine engagierte SV kann nicht nur bei Konflikten mit der Schulleitung, sondern auch zwischen Klassen und einzelnen Lehrern und vermitteln und so zu einem besseren Schulleben beitragen.

Was SV-Arbeit erfolgreich macht

In vielen Bundesländern haben die für diese Aufgabe gewählten Schülervertreter die Möglichkeit bei Fachkonferenzen (z.B. Konferenz aller Deutschlehrer) und auch bei Schulkonferenzen dabei zu sein und mitzuentscheiden. Überall sind die Schüler dabei rein zahlenmäßig in der Minderheit. Doch das heißt nicht, dass die Vorschläge und Wünsche der Schüler unberücksichtigt bleiben.

Wer sich inhaltlich gut vorbereitet, überzeugend argumentiert und es schafft Eltern, Lehrer und Schulleitung vom eigenen Engagement und dem festen Willen Schule im Sinne der Schüler mitzugestalten, zu überzeugen, ist auf dem richtigen Weg und erreicht mehr für seine Mitschüler als andere, die auf Fundamentalopposition setzen und aus Prinzip dagegen sind.

Erfolgreiche SV-Arbeit beginnt im kleinen. Viele Schulen haben die Möglichkeit der SV einen Briefkasten, ein schwarzes Brett oder sogar einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen. Auch die Zusammenarbeit mit Vertrauens- und Beratungslehrern kann hilfreich sein. Besonders wichtig ist die persönliche Kompetenz der gewählten Schülervertreter. Wenn diese sich in Rhetorik, Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement fit machen, steigen die Chancen, dass sie ihre Ziele verwirklichen können. Ein allgemeinpolitisches Mandat über die Bildungspolitik hinaus haben die SVen nicht, schon da nicht alle Schüler (partei)politisch das Selbe denken.

Die Schülerzeitung als Teil der Mitbestimmung

Wichtiges Element von gelebter Demokratie in der Schule ist die von Schulleitung, Lehrern und auch der SV unabhängige Schülerzeitung. Zwar bietet es sich in vielen Fällen an, mit der SV intensiv zusammen zu arbeiten, um schnell an Informationen zu kommen und gute Entwicklungen bekannt zu machen, doch wenn die gewählte Schülervertretung ihre Aufgaben nicht ernst nimmt, so kann auch das durchaus ein Thema für die Schülerzeitung sein. Großer Vorteil der Schülerzeitung: Hier kann nicht nur aktiv werden, wer gewählt wird, sondern jeder, der Engagement zeigt.

Auch wenn die SV mit Unterstützung der Schule nicht nur am schwarzen Brett oder mit Durchsagen für ihre Anliegen werben kann, ist die regelmäßige Präsenz in der Schülerzeitung ein nicht zu unterschätzender Faktor der Öffentlichkeitsarbeit. Denn weniger die Lokalzeitung oder der örtliche Radiosender erreichen ohne Streuverluste Mitschüler und Eltern, sondern in erster Linie die Schülerzeitung. Die hat im Gegensatz zu vielen Schulzeitungen und Jahrbüchern nicht den Anspruch Öffentlichkeitsarbeit für die Schule zu machen und alles durch die rosarote Brille zu sehen. Vielmehr gewinnt sie an Profil und Leserinteresse, wenn es ihr gelingt, die Stimmung unter den Schülern aufzufangen und auch kritische Punkte anzusprechen. Informationen über die SV-Arbeit und Möglichkeiten dort mitzumachen, gehören genau wie kritische Rückfragen in jede gute Schülerzeitung.

Kontakte für die weitere Recherche

Bundesschülerkonferenz
www.bsk-portal.de

Bundesministerium für Bildung und Forschung
www.bmbf.de

Politischer Arbeitskreis Schulen
www.pas-bonn.de

Verein zur Förderung politischen Handelns e.V.
www.vfh-online.de

Schülervertretung Österreich
www.bsv.at

Europäische Schülervertretung
www.obessu.org